Fuji X-E3 mit Fujinon 35mm f/1.4 - Ein Testbericht
•Versand am Januar 23 2018
Was kann die kleine Japanerin?
Da es ja genügend Datenblätter und Testberichte über die technischen Fähigkeiten gibt - und jeder, der mich kennt, weiss, dass ich darauf nicht viel Wert lege - möchte ich das für mich Wichtigste zeigen, Bilder!
Um möglichst nah am Original zu bleiben, habe ich jedem Bild maximal 5 Minuten gewidmet. Der nun folgende Testbericht ist also sehr subjektiv und richtet sich nach meinem Gefühl und den Ansprüchen, die ich an eine Kamera stelle. Wenn in den letzten Monaten News zu Fujifilm auftauchten, ging es sehr oft um die Mittelformat Kamera GFX. In der Vergangenheit hat Fuji fantastische Mittelformatkameras gebaut, so z. B. die sogenannte «Texas Leica», die GW690. Ich selbst habe eine GL690, die sich hauptsächlich dadurch unterscheidet, dass sie den Einsatz von Wechselobjektiven ermöglicht. Ich habe einmal gelesen, dass Fujifilm gefragt wurde, warum sie gleich eine digitale Mittelformat bauen und keine Vollformat-Kameras. Scheinbar haben sie argumentiert, dass die Verbesserung von ihren APS-C zu Vollformat zu wenig wäre, dass sich das lohnen würde.
Ob dieses Argument standhält, wollte ich natürlich wissen!
Der Vorteil liegt auf der Hand, mit 121 x 74 x 43 mm (B x H x T) und 337 g inkl. Akku ist die kleine Kamera sehr bequem zu tragen und hat dabei trotzdem einen angenehmen Bedienkomfort. In Verbindung mit dem Pancake Objektiv Fujinon XF 27mm f/2.8, das es auch im schickem Silber gibt, passt sie in die Jackentasche.
Fuji hat also achtgegeben und die Haptik deutlich verbessert im Vergleich zu den Vorgängern. Geliefert wird sie mit Akku, Ladegerät, Gurt, USB-Kabel und einem Aufsteckblitz, da der integrierte Blitz vermutlich der handlicheren Grösse zum Opfer gefallen ist. Ausserdem besticht sie mit einem tollen Design, ich persönlich mag den Retrostil total!
Ich bin Fuji-Fan, seit ich vor Jahren eine X-M1 besass, die mich wirklich überzeugt hatte. Vor allem die Objektive haben mich immer mit ihrer Abbildungsqualität fasziniert.
Fuji X-E3 - Der Praxis-Test
Wer wäre besser geeignet, eine neue Kamera mit mir zu testen, als die wunderbare «Doomed-Puppet»? Vollblutprofi und beeindruckendes Model. Zusammen haben wir bereits internationale Preise abgeräumt und so lag die Latte für die X-E3 recht hoch. Auch mit Daniela habe ich schon wunderbare Porträts geschaffen. Im Fotostudio haben wir uns einen Tag lang auf den kommenden Workshop vorbereitet und genug Gelegenheit gehabt, um viele Bilder zu machen.
Fuji X-E3 Testbild bei ISO 200, 35mm, f/5.6, 1/160 Sek.
EVF - bisher war ich kein Fan davon
Vorweg, dieser hat mich überzeugt. Die Bildvorschau ist sehr angenehm und sehr präzise. Man kann damit flüssig arbeiten und es gibt kaum Flackern (habe ich praktisch keines wahrgenommen). Bei der Arbeit mit Studioblitz kann man die Vorschau der Belichtung deaktivieren und erhält so Blick auf das Motiv. Verzögerungen konnte ich keine wahrnehmen. Einzig die Dimension des EVF ist für meine Begriffe etwas dürftig. Diese könnte durchaus noch etwas grösser ausfallen.
Autofokus
Phasenvergleich-Autofokus mit 325 Sensoren, Kontrast-Autofokus mit 49 Messfeldern.
Fuji muss sich ja immer wieder nachsagen lassen, dass der Autofokus nicht ihre grösste Stärke ist, besonders in Verbindung mit der Gesichts- und Augenerkennung. Ich habe das natürlich getestet, weil meine Nikon D800e gerade in diesem Punkt nicht «State of the Art» ist und ich sehen wollte, wie sich die kleine Kamera von Fuji im Vergleich schlägt. Mich hat der Autofokus echt überzeugt! Ich hatte praktisch keinen Ausschuss - natürlich fotografiere ich Porträts und nicht Kolibris - und auch wenn sich das Model etwas bewegt, ist der Fokus jederzeit schnell und zuverlässig.
ISO
Native ISO 200 und nach oben - für meinen Geschmack - nicht allzu viel Luft. Natürlich trifft auf so einen Sensor weniger Licht als auf einen Vollformatsensor und es ist wohl klar, dass es da Unterschiede geben muss aber für mich ist leider bei ISO 1600 Schluss, wobei ich dazusagen muss, dass ich da subjektiv recht empfindlich bin. Zumindest wenn ich Bilder später veröffentlichen möchte. Für diese Preis- und Kameraklasse ist das ISO Verhalten aber durchaus sehr gut. In manchen Testberichten liest man durchaus auch mal, dass sie bis 3200 gute Ergebnisse erzielt.
Multitalent
Natürlich kann die Kamera noch viel mehr! Panoramas aufnehmen, programmierbare fn Taste und Einstellräder, ein Fokusstick für das schnelle Verstellen des Fokuspunktes, Bluetooth und WiFi, den gleichen Sensor wie die X-T2, 8fps bis zu 23 RAW Files am Stück etc.
Aber! Bilder sagen mehr als tausend Worte
Am Ende des Tages gibt es für mich nur eines: das Bild. Egal wie gut der Autofokus ist und was es für tolle Features gibt, das Bild muss passen, alles andere ist für mich nur «nice to have». Mein Leica Summicron-R 50mm, das ich selbst für meine Nikon umgebaut habe, ist meine Lieblingslinse, obwohl sie keinen Autofokus hat, «nur» bis max. Blende 2 öffnet und erst ab 2.8 knackscharf ist. Sie hat nichtmal eine Springblende und liefert auch keine Infos an die Kamera zurück, aber was solls, sie macht die besten Bilder!
Bildqualität
Ein paar technische Daten dazu:
Bei 300 dpi erhalten wir 50.8 x 33.87 cm
Bei einem A2 Druck sind es noch ca. 250 dpi
Bei 60 x 100 cm noch 150 dpi, was immer noch völlig ausreichend ist für einen Druck in diesen Ausmassen!
Wichtiger ist aber die Qualität der Pixel, denn die Anzahl an sich sagt noch nicht wirklich viel aus. Auch da ist die kleine Japanerin überzeugend, wenngleich man auch etwas Abstriche machen muss, wagt man den etwas unfairen Vergleich mit Vollformat Boliden. Sieht man sich ein Bild auf 100 % an einem modernen Monitor an, so sieht man doch einen Unterschied in Sachen Detailwiedergabe. Auch die Kontraste und die Plastizität sind unbearbeitet, nach meinem Gefühl nicht ganz so intensiv wie beim Vollformat.
Was will ich?
Für mich war ganz klar, ich möchte eine kleine Zweitkamera, die auch mal in die Jackentasche passt, und mit der ich trotzdem Bilder machen kann, die meinen Ansprüchen genügen. Das kann die Kleine Japanerin, und in Verbindung mit den wirklich beeindruckenden Fujinon Linsen ist die X-E3 nun meine ständige Begleiterin.
Wer schleppt schon gern ständig den Fotorucksack mit? Aber jeder hat sich doch schon einmal gewünscht, er hätte es getan. Diese Kamera ermöglicht es mir, in solchen Situationen gut gerüstet zu sein.
Mein Modell (Body) hat 858 CHF (ca. 780 Euro) gekostet und ist damit preislich endlich auch eine gute Alternative.
Fazit
Von mir daher eine klare Empfehlung.
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